Wie bin ich genau zu diesen Hunden gekommen? 

Eigentlich war ich nur als Gassi-Geherin im örtlichen Tierheim. Obwohl ich ziemlich jung war kam durch die Jahre doch schon einiges an Erfahrung zusammen, weshalb ich nach und nach an die Angsthunde heran geführt wurde. Meinen ersten Angsthund zur Betreuung im Tierheim hatte ich mit gerade mal 15 Jahren. Es war eher Zufall - er gefiel mir nicht besonders, aber da er sonst nicht raus kam nahmen meine Schwester und ich ihn inklusive seines Zwingergenossen mit auf einen Spaziergang. Und siehe da: wir wurden schnell unzertrennlich.

Durch diesen besonderen Hund nahm ich mir nur noch den ängstlichen Hunden an. Seit ein paar Jahren kommen die Tierheim-Mitarbeiter auch direkt auf mich zu, wenn wieder eine "Angstnase" im Tierheim sitzt. Ich bin also mehr oder weniger "hineingeschlittert". Ich habe mir nie Gedanken darum gemacht, dass ich genau diesen ängstlichen Hunden helfen will, bis es dann soweit war. Zu sehen wie das Tier immer mehr Lebensfreude dazu gewinnt ist einfach unbezahlbar.

Wie kam ich aber jetzt genau zu meinen beiden?

Jacobo 




Jacobo kam damals mit einem Transport aus dem spanischen Partnertierheim bei uns ins Tierheim. Ich weiß es noch wie gestern, als alle Ehrenamtlichen aufgeregt davon erzählten welchen Hund sie ausführen & betreuen würden. Ich wusste nicht mal welche Hunde mitgekommen waren. Ich muss zugeben, dass ich leichte Panik hatte, keinen "Guten" mehr zu erwischen. Ich hatte ja keine Ahnung.. ;)
Als die Hunde dann zugewiesen wurden, kam die Frage welchen ich mir denn ausgesucht habe. Ich hatte natürlich keinen ausgewählt. Mit den Worten: "Wir haben genau den richtigen für dich" verschwand die Tierpflegerin dann auch recht schnell und als die Tür wieder auf ging kroch ein Häufchen Elend an mir vorbei. Jacobo hatte sein ganzes Leben nichts außer das Leben im Tierheim gekannt. Halsband, Leine, Menschen... Das alles war im so gut wie fremd.
Es war wohl nicht die Liebe auf dem ersten Blick. Auf jeden Fall nicht von ihm. Während des ersten Spaziergangs versuchte er mehrmals aus dem Halsband heraus zu schlüpfen, die Leine durch zu beißen usw. Aber irgendwie hatte er es mir angetan. Auch die darauf folgenden male fand' Jacobo alles eher schlecht als recht.
Als ich nach ein paar Tagen "Tierheim-Pause" wieder kam, sprang mich der Kerl doch tatsächlich freudig an als er mich sah! Im Nachhinein habe ich erfahren, dass andere versucht hatten ihn auszuführen, er aber stur liegen blieb und sogar drohte. Irgendwie war's ja dann doch "Liebe" bei uns, oder er sah mich als beste Alternative. Letztendlich geht es wahrscheinlich aufs selbe hinaus.

Jacobo entwickelte sich super und wir waren schon nach wenigen Wochen unzertrennlich. Er konnte recht schnell ohne Leine gehen & folgte wie ein Schatten. Mir wurde bewusst, dass ich meinen treuen Gefährten nicht gehen lassen konnte. Aber was tun? Immerhin war ich noch minderjährig und meine Familie war strikt gegen einen Hund.
Dann kam natürlich der Tag an dem Jacobo Interessenten hatten. An sich nette Leute. Als sie das 2te mal zu Besuch kamen wollten sie ihn nach dem Spaziergang mit nach Hause nehmen & wollten daher alleine mit ihm gehen. Verständlich, aber ich hatte kein gutes Gefühl dabei meinen so lieb gewonnen Schatz mit Fremden mit zu geben.

Da ich ja aber kein "Recht" auf diesen Hund hatte, lief ich mit Freunden und deren Hunden in die andere Richtung. Nach nur wenigen Minuten kam aber die Überraschung: Jacobo kam mit Höchstgeschwindigkeit hinter uns her gerannt. Er hatte die Leine noch dran und sprang mir mit so einer ehrlichen Freude in die Arme, dass mir klar wurde: Jacobo gehört zu mir. Egal was kommen mag.
Die Interessenten hatten die Leine fallen lassen und Jacobo hat die Chance sofort genutzt und war meiner Spur gefolgt. Auch die weiteren Versuche der Interessenten Jacobo mit sich zu ziehen scheiterten. Man könnte fast sagen, dass er Wurzeln geschlagen hat, denn er rührte sich keinen Millimeter.

Dieses Ereignisse entschied darüber, wo er sein Leben verbringen würde. Er hat sich sozusagen selbst entschieden, auch wenn es ihm in dem Moment nicht bewusst war. So kam ich also zu Jacobo.


Vela 




Im Sommer 2015 kamen wieder neue Hunde aus Spanien bei uns an. Ich verliebte mich sofort in Bryan - ein etwas älterer Mischling der viele Jahre im Tierheim verbracht hatte ohne irgend jemanden auf zu fallen. Ihn wollte ich betreuen und bis zur Vermittlung begleiten. Also ging ich voller Tatendrang zur Tierpflegerin um ihr meine Wahl mit zu teilen. Ähnlich wie bei Jacobo kam dann aber "Nein, für dich hab' ich einen anderen" und führte mich zu einem Zwinger, in dem ein bunter Hund flach auf dem Boden lag und sich nicht bewegte.
Wir hatten Tage davor schon über Vela gesprochen, da sie ein "Rückläufer" war. D.h. sie wurde direkt aus Spanien vermittelt (in dem Fall in eine PS), kam dann aber zu uns ins Tierheim weil es einfach nicht funktionierte.
Also setzte ich mich zu Vela in den Zwinger. Den ersten Kontakt aufnehmen sozusagen. Ich hatte die besten Leckerchen dabei, wusste aber dass es wahrscheinlich nichts bringen würde. Die Luke nach draußen war auf, Velas Angst war aber so stark, dass sie sich nicht einen Millimeter bewegte. Sie traute sich nicht mal wirklich zu atmen und nach 5 Minuten verließ ich dann auch wieder den Zwinger, da es einfach keinen Sinn machte die Maus so kennen zu lernen.

Aber die Entscheidung war gefallen: Vela würde meine "Neue" sein bis sie bereit für die Vermittlung wäre. 2 Monate vergingen ohne dass ich Vela ein einziges mal berühren konnte. Ich lies ihr Zeit, immerhin hatte sie in den jungen Jahren schon viel durch gemacht und kein Vertrauen zu Menschen. Als der 3. Monat anbrach kamen die ersten Interessenten. Es war eine Familie mit Kindern und sofort verliebten sie sich in die schöne Hündin. "Das ist unser Hund!" Das stand für sie wohl gleich nach dem ersten Spaziergang fest, indem Vela voller Panik davon wollte. Es machte mich skeptisch. Für mich eindeutig ein Zeichen, dass Vela alleine wegen ihrer Schönheit ausgesucht wurde. Denn - wenn ich ein Kind hätte - würde ich mir nicht den ängstlichsten Hund aus dem Tierheim nehmen, sondern nach einem Familienhund suchen. Aber jeder wie er will. Wir betonten, dass man Vela erst kennen lernen muss und viel Spaziergänge mit ihr machen müsste, bevor sie mit nach Hause genommen werden kann. Aber weil es ja "DER richtige und einzige Hunde" war, stimmten sie ein. Als sie dann das erste mal mit Vela alleine spazieren gingen brach es mir fast das Herz. Ich muss dazu sagen ich hänge natürlich sehr an meinen Vierbeinern, aber habe auch schon viele mit vermittelt (nur falls der Verdacht entsteht ich lass keinen gehen. Dem ist nicht so - es muss eben passen).
Als sie vom Spaziergang wieder kamen entdeckte Vela mich am anderen Ende vom Tierheim und hängte sich mit vollem Gewicht in die Leine. Endlich bei mir angekommen kroch sie unter meine Beine (ich saß auf einer Bank) und lies sich das Ohr kraulen.
Das war das erste mal, dass ich Vela anfassen durfte.

Es folgten viele Monate und viele Interessenten. Jedes mal war es eine Zumutung für Vela und es war von allem etwas dabei. Familien, junge Paare, ältere Paare, erfahrene Hundehalter, unerfahrene. Manche griffen mir in die Leine (sofort das Kennenlernen abgebrochen), andere bedrängten Vela und wollten sie unbedingt anfassen (ebenfalls). Jeder Rat & jede Anweisung sofort über Bort geschmissen. Fragen, wie einem denn die Leine aus der Hand fallen soll, nachdem ich darauf hin gewiesen habe, dass ein Angsthund doppelt gesichert werden soll und am besten noch am Körper. Fragen, ob Vela denn schon ohne Leine gehen könnte usw.
Am Ende kamen zwei Interessenten sogar in Frage. Meine Favoriten (sie hatten bereits eine Angsthündin "von mir" übernommen) sagten dann aber zum Wohl ihrer schon älteren Hunde ab. Und als die letzten Interessenten kamen entschied ich mich für Vela. Nach 10 gemeinsamen Monaten wollte ich nicht, dass sie wieder bei Null anfangen musste (und sind wir mal ehrlich - mir hat immer irgend etwas nicht gepasst. Was aber auch daran liegt, dass man mit den Jahren einfach viel viel viel mitbekommt und immer wieder Angsthunde entlaufen. Dieses Schicksal möchte ich "meinen" ersparen. Letztendlich haben alle ein wundervolles zu Hause gefunden.)

Nachdem ich dann Familie, Freunde und co. davon überzeugt hatte, durfte Vela zu mir ziehen. Ich habe es nicht bereut und sie ist (wie Jacobo) eine meiner besten Entscheidungen. 

Kommentare

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Dabei handelt es sich aber um nichts schädliches. Ich kann das leider nicht beeinflussen, wurde nur nebenbei beim Erstellen darauf hingewiesen. Daher die Info an euch.

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